Öffnungszeiten: ab 20:00 Uhr (28. August), 16:00 bis 20:00 Uhr an den anderen Tagen
Gallery Talk: 28. August 2016, 20:00 Uhr
Der Medienwissenschaftler Sebastian Sprenger spricht über haptische Interaktivität
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Ausgangspunkt des Festivals ist die Frage nach dem Verhältnis von Fotografie und Berührung. Fotografie ist zunächst ein visuelles Medium, das nicht den Tastsinn anspricht. Jedoch lassen sich mindestens drei Ebenen der Interdependenz unterscheiden: im haptischen, physikalischen und affektiven Sinn berühren Fotografien sehr wohl bzw. lassen sich berühren.
Haptik
Konkrete fotografische Bilder sind als Abzüge, Diapositive, Kontaktstreifen, Fotoplatten oder Negativmaterial dreidimensional und somit berührbar. In der digitalen Fotografie scheint es nichts mehr zum Anfassen zu geben, das Bild ist nur mehr Binärcode. Mit der Entwicklung und massenhaften Verbreitung von Touchscreens ist die manuelle Berührung nun allerdings wesentlicher Bestandteil des Betrachtens von Fotos auf den Bildschirmen von Mobiltelefonen und Tablets.
Physik
Fotografien entstehen durch den Einfall von Lichtstrahlen auf eine lichtempfindliche Oberfläche. In der Fototheorie wird diese physikalische Verbindung fotografischer Bilder mit der materiellen Realität mit den Begriffen Index und Abdruck betont.
Affekt
Zur Fototheorie des Abdrucks und der Einbeziehung des Tastsinns kommt ein dritter Aspekt, der den beiden anderen historisch vorangestellt ist: Das Vermögen fotografischer Bilder im übertragenen Sinne zu berühren. Fotos werden so zu Affektauslösern. Roland Barthes hat dies in Die helle Kammer als punctum beschrieben. Das punctum berührt den Betrachter oder die Betrachterin unwillkürlich und nahezu gewaltförmig. Intendiert hingegen ist eine affektive Berührung in der langen Tradition der sozialdokumentarischen Fotografie, die Empathie und/oder Empörung hervorrufen soll.
Das künstlerischen und theoretischen Festivalbeiträge vernetzen medienreflexive und thematische Zugänge zum Verhältnis von Visualität und Berührung im haptischen, physikalischen und affektiven Sinn.
Festival-Leitung: Alexandra Klei, Sebastian Sprenger, Annika Wienert