Belgien, von deutschen Truppen 1914 im Rahmen des Schlieffenplans besetzt, war Schauplatz unterschiedlicher Arten von Kriegsverbrechen unter deutscher Verantwortung. Als Reaktion auf den unerwarteten Widerstand sowohl der belgischen Truppen als auch der Bevölkerung wurden 5500 Zivilisten unter Partisanenverdacht ermordet. Ohne militärstrategischen Nutzen brannten die deutschen Besatzer die Bibliothek von Löwen und hunderte weitere Gebäude nieder. Flandern erschütterte rund um Ypern ein erbitterter Stellungskrieg. Zu dessen Verlauf gehörte der erste mörderische Giftgas-Einsatz an der Westfront. Der Aufforderung "Öffnen Sie das Menschenbassin Belgien!" des Industriellen und späteren Vorsitzenden der IG Farben Carl Duisberg folgte schließlich die Zwangsdeportationen von 60 000 belgischen Arbeitskräften nach Deutschland, die in Lagern untergebracht wurden. Etwa 1300 von ihnen starben durch Epidemien und die unzureichende hygienischen Bedingungen der Lager. Eine Flucht aus Belgien nach Holland wurde durch einen 300 Kilometer langen elektrischen Hochspannungszaun an der Grenze zu den Niederlanden verhindert. Belgien steht aber auch für Kriegspropaganda und Täuschung der Öffentlichkeit durch die Heeresleitung, die den Mythos Langemarck hervorbrachte.
"Das Menschenbassin Belgien" ist die zweite Ausstellung, in der werkraum bild und sinn Aspekte der Geschichte des Ersten Weltkrieges thematisiert. Bis 2018 werden weitere Ausstellungen folgen; eine Spurensuche, die verschiedene Regionen Europas im Hinblick auf ihre jeweiligen Formen des Gedenkens und Erinnerns an den Ersten Weltkrieg beschreibt.