Verdun






La Zone Rouge de Verdun - Les villages détruits

 

Christian Herrnbeck

 

26. Juli (Vernissage 19:30 Uhr) bis 07. September 2014 (Finissage)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 16 Uhr

Bildprojektion auf Anfrage

Eintritt: frei

 


La Zone Rouge, die Rote Zone, liegt im französischen Gebiet der Westfront des Ersten Weltkrieges. Das Kampfgebiet, das von der schweizer Grenze über Mulhouse, Colmar, Nancy und St. Mihiel in Richtung Verdun verläuft, sich von dort aus östlich in Richtung Compiègne erstreckt und in Richtung Norden über Combrai bis Lille reicht, wurde nach 1918 in drei Zonen unterteilt. Als Rote Zone, ihre wesentlichen Teile liegen in den Frontabschnitten zwischen Verdun, Compiègne und Lille, wurden diejenigen Gebiete klassifiziert, die den höchsten Grad an Zerstörung, Kontamination des Bodens und verborgenen Munitionsrückständen aufwies. Die Rote Zone wurde von landwirtschaftlicher Nutzung weitgehend ausgeschlossen. Nach zehn Jahren Räumungsaktionen, bei denen tonnenweise Metall, Granaten und tausende von Leichen aus dem Boden geborgen wurden, erfolgte zwischen 1929 und 1932 die Aufforstung dieser Gebiete mit Nadelbäumen. Die Kampfmittelräumung wird bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Es muß sogar davon ausgegangen werden, daß die Zahl der nicht detonierten und weiterhin im Boden verborgenen Granaten bei mehreren Millionen liegt.


Bei den Kampfhandlungen vor Verdun, die dieses Gebiet 1916 zu einem Teil der Roten Zone machten, wurden zahlreiche Orte zerstört. Waren Ortschaften strategisch relevant, begann die Zerstörung mit der Sprengung der Kirchtürme, um der feindlichen Artillerie keine Anhaltspunkte der Zieljustierung zu geben. Neun dieser Orte wurden niemehr wieder aufgebaut: Beaumont, Bezonvaux, Cumières, Douaumont, Fleury, Haumont, Louvemont, Ornes und Vaux. Sie wurden beinahe dem Erdboden gleich gemacht, ihre Kontamination und unüberschaubare Kampfmittelrückstände ließen einen Wiederaufbau nicht zu. Dennoch werden sie in der Liste der heute bestehenden französischen Gemeinden geführt mit dem Zusatz "mort pour la France", gestorben für Frankreich. In den 1930er Jahren wurden an jedem der Orte Gedenkkapellen errichtet, immer - wenn vorhanden - an die ehemaligen Friedhöfen der Gemeinden. An manchen von ihnen wird über die Ereignisse der Schlacht von Verdun informiert oder Relikte des Krieges gezeigt, die auf ihre damalige Funktion als Gefechtspunkte verweisen.


In Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten werden sie landschaftsgärtnerisch gepflegt, die Anzahl ihrer heutigen Besucher ist bis auf Fleury, das wenige hundert Meter vom Museum von Verdun entfernt liegt, eher gering. Die zerstörten Orte im Kanton Charny-sur-Meuse waren bäuerlich geprägt; die Zahl ihrer Einwohner war mit 150 bis 300 eher gering. Lediglich Ornes und Fleury hatten 700 bzw. 400 Bewohner. Nur Orne verfügt über eine Kirchenruine, die eine Art von authentischer Sehenswürdigkeit darstellt. Fleury wurde bei den Kampfhandlungen innerhalb von zwei Monaten 16 Mal verloren und zurückerobert. Keiner dieser Orte war vor dem Ersten Weltkrieg über seine Grenzen hinaus von Bedeutung, wahrscheinlich ließen die technischen Errungenschaften des beginnenden 20. Jahrhunderts dort noch auf sich warten. Für ihre Bewohner waren sie jedoch die Welt, in der sie lebten.


Die Ausstellung "La Zone Rouge de Verdun – Les Villages détruits" zeigt Malerei und Fotografie von Christian Herrnbeck, die diese Orte thematisieren. Eine Serie von neun abstrakten Bildern, deren Oberflächen Erde von jeweils einem der Orte enthalten, repräsentieren sie auf materieller Ebene und benennen ihre Namen. Ein Text zum Mythos von Verdun und eine Projektion von Fotografien ergänzen die Ausstellung. Die Aufnahmen der Projektion beschreiben die gegenwärtige Gestalt der Orte und führen durch klaustrophobische Festunganlagen, deren Eroberung Teilziel der deutschen Offensive auf Verdun war. Der Mythos der Schlacht wird den zivilisatorischen Konsequenzen gegenübergestellt und entgegensetzt.